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Binnenschifffahrtskapitän: Ein Beruf mit Zukunft

Lünen. Neun Uhr morgens. Die Auszubildenen Adrian Becker (29) und Oleh Orel (32) erreichen gut gelaunt den Datteln-Hamm-Kanal, wo die Rhenus Duisburg schon im Hafenbecken liegt und auf sie wartet. An Bord erhalten sie heute eine erste Einführung in ihren künftigen Arbeitsplatz. Mit einem geübten Schritt betreten die beiden zukünftigen Binnenschifffahrtskapitäne das Schiff und steuern direkt den Wohnbereich der Schiffsbesatzung an, wo sie von den Kollegen begrüßt werden.

Nach einem kleinen Rundgang an Bord setzen sie sich bei einer Tasse Tee zusammen in den Gemeinschaftsraum des Schiffes. Oleh erzählt von den ersten Tagen der Ausbildung: „Wir haben schon das Schulschiff Rhein kennen gelernt und eine Sicherheitseinweisung bekommen: Wie wir ein Tau anfassen oder uns auf dem Schiff bewegen sollen wurde da zum Beispiel besprochen. Und wir haben schon unsere Schifferdienstbücher abgeholt. Jetzt kann es losgehen!“

Ein Praktikum auf dem Schiff hilft bei der Berufswahl

Bevor die beiden Azubis ihren Ausbildungsvertrag bei Rhenus unterschrieben haben, hatten sie ein Praktikum auf dem Schiff gemacht. „Das ist super hilfreich, um zu wissen, was dann während der Ausbildung und auch danach im Berufsalltag auf uns zukommt. So merkt man, ob man das wirklich will – auf dem Schiff leben und arbeiten“, sind sich die beiden Azubis einig. Das Praktikum dauert in der Regel eine Woche. Während dieser Zeit sind die zukünftigen Kollegen mit an Bord und lernen dabei die tägliche Arbeit und das Leben auf dem Schiff kennen.

 

An Bord unterwegs. In Europa zu Hause.

Oleh hat direkt schon seine Arbeitskleidung und Sicherheitsausrüstung mitgebracht, die er auf der Rhenus Duisburg verstaut. Sie wird in den kommenden dreieinhalb Jahren sein Arbeitsplatz sein. „Bisher war ich nur auf dem Meer unterwegs. Es tut gut, wieder auf einem Schiff zu sein“, freut sich der gebürtige Ukrainer, der erst vor einem Jahr nach Deutschland gekommen ist. Zuvor hat er bereits mehrere Jahre als Seemann gearbeitet und dabei die verschiedenen Weltmeere bereist.

Dass Oleh noch nicht perfekt Deutsch spricht, ist für die Besatzung überhaupt kein Thema. „Wir haben hier auch Kollegen aus Polen und Frankreich mit an Bord“, erklärt uns Michael Schmalisch, Schiffsführer der Rhenus Duisburg. „Die Verständigung untereinander funktioniert immer irgendwie und mit der Zeit lernen die Kollegen ja auch die Sprache immer besser. Das ist hier wie ein gelebtes Europa auf dem Schiff.“

 

„Ich wollte schon immer auf dem Binnenschiff arbeiten!“

Im Gegensatz zu Oleh hat Adrian bisher noch keine Erfahrung in der Schifffahrt. „Schon als Kind habe ich immer die Schiffe auf dem Fluss gesehen und wollte eigentlich auf einem Binnenschiff arbeiten, habe mich dann aber für die Arbeit als Landschaftsgärtner entschieden“, berichtet er, während er den Sitz seines Rettungskragens überprüft. „Ich bin es also gewohnt, bei Wind und Wetter draußen zu arbeiten. Die Gärtnerei war aber doch nichts für mich und jedes Mal, wenn ich ein Schiff auf dem Fluss gesehen habe, dachte ich mir: ‚Das wäre was für mich! Ich will auch endlich auf einem Binnenschiff arbeiten.‘“ Gesagt. Getan. Adrian hat sich im Internet und auf Social Media darüber informiert, welche Arbeitsmöglichkeiten es auf einem Binnenschiff gibt und sich dann für die Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän entschieden. „Ende Juli geht es dann richtig los auf der MS Christa, ich kann es kaum abwarten!“, berichtet er voller Vorfreude und lächelt in die Kamera.

 

Rhenus bildet Binnenschifffahrtskapitäne aus

Um dem Fachkräftemangel in den eigenen Reihen vorzubeugen und als Arbeitgeber in der Region wieder mehr wahrgenommen zu werden, hat Rhenus PartnerShip im Herbst die Stellenausschreibungen für die Ausbildung als Binnenschifffahrtskapitän veröffentlicht – mit Erfolg! Michael Schmalisch berichtet: „Seit acht Jahren bin ich jetzt Schiffsführer hier an Board der Rhenus Duisburg. Seit acht Jahren wünsche ich mir eigene Azubis. Und ich freue mich wahnsinnig, dass dieser Traum jetzt endlich in Erfüllung geht und wir unsere Nachwuchskräfte selbst ausbilden können.“

Rhenus ist eines der wenigen Unternehmen, die eigene Binnenschifffahrtskapitäne ausbilden. Der Ausbildungsberuf ist neu und wurde erst 2022 ins Leben gerufen. „Adrian und Oleh sind unsere ersten beiden Azubis, weitere werden aber im Laufe des Jahres noch folgen. Wir haben sechs freie Ausbildungsplätze zu vergeben, auf die wir insgesamt mehr als 80 Bewerbungen erhalten haben “, erklärt Kerstin Gerhold, Personalkoordinatorin bei Rhenus PartnerShip. Das spreche sowohl für das große Interesse an der Ausbildung, aber auch für Rhenus als Arbeitgeber. Auch Oleh hat sich ganz bewusst für diesen Weg entschieden: „Durch die Ausbildung als Binnenschifffahrtskapitän können wir schnell Verantwortung übernehmen und haben gleichzeitig einen zukunftssicheren Job.“

 

Wie läuft die Ausbildung ab?

Die Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän dauert insgesamt 3,5 Jahre. Dabei handelt es sich um eine duale Ausbildung, also einen Mix aus Berufsschule und praktischem Teil im Schifffahrtsbetrieb. Den schulischen Teil absolvieren die Azubis auf dem Schiffer-Berufskolleg Rhein in Duisburg, wo Binnenschiffer und Binnenschifffahrtskapitäne in einem dreimonatigen Blockunterricht den theoretischen Teil ihrer Ausbildung erhalten – die Unterbringung während dieser Zeit erfolgt auf dem Schulschiff Rhein, einem fest installierten Schiff in der Nähe des Duisburger Hafens. Die restliche Zeit verbringen die Auszubildenden jeweils 14 Tage lang in einem definierten Schichtsystem an Bord ihres Schiffes und haben danach 14 Tage frei. „Dieses System ist super für eine ausgewogene Work-Life-Balance. Dadurch habe ich deutlich mehr Freizeit als in einem anderen Beruf“, erklärt Adrian begeistert.

Nach Abschluss der Ausbildung erhalten die Azubis das sogenannte Unionspatent, also das allgemeine Schiffsführerzeugnis. Es erlaubt ihnen, auf europäischen Binnenwasserstraßen unterwegs zu sein und anschließend durch Fahrtzeit und Prüfungen weitere Patente für Risikostrecken und maritime Wasserstraßen zu erwerben.

 

Was macht eigentlich ein Binnenschifffahrtskapitän?

Zu den Aufgaben der Binnenschifffahrtskapitäne gehören das Steuern und Navigieren von Schiffen auf den Binnengewässern sowie die Pflege des Schiffs und der Maschinen an Bord. Damit stellen sie sicher, dass das Schiff und seine Ausrüstung jederzeit einsatzbereit sind. Zudem überwachen die Kapitäne das Be- und Entladen der Schiffe und sind auch für die Personal- und Streckenplanung verantwortlich.

In den kommenden Wochen wird der Blog die Azubis auch weiterhin auf ihrer Reise begleiten und regelmäßig über Updates und Meilensteine aus der Ausbildung berichten.

Sind Sie auch an einer Ausbildung als Binnenschifffahrtskapitän (m/w/d) interessiert? Hier geht es zur Stellenausschreibung.