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Interview Thilo Meutzner: Wachstum mit Wertschätzung

Seit Ende 2020 teilt sich Thilo Meutzner mit Nenad Lukic die Geschäftsführung von Rhenus Road Freight in Deutschland. Im Interview berichtet er vom Wachstumspotenzial durch Standortgewinne in Nordrhein-Westfalen und von Strategien gegen den Fachkräftemangel.

 

Redaktion: Sie bilden gemeinsam mit Nenad Lukic eine Doppelspitze in der Geschäftsführung. Wie blicken Sie auf das bisher Erreichte zurück?

Thilo Meutzner: Die ersten Jahre waren geprägt von außerordentlichen Umständen; zunächst die Folgen sowie die Maßnahmen der Corona-Pandemie und seit vergangenem Jahr die Auswirkungen des Ukraine-Krieges. Durch unsere enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit gemeinsam mit dem gesamten Führungsteam in Deutschland und den Mitarbeitenden konnten Nenad Lukic und ich das Unternehmen durch diese Zeit führen. Die genannten Entwicklungen haben uns herausgefordert, waren aber auch ein Katalysator für wichtige Themen, beispielsweise die Digitalisierung und die Möglichkeiten des mobilen Arbeitens. Insgesamt blicken wir ausgesprochen positiv auf die vergangenen Jahre zurück: Schließlich konnten wir unsere ursprünglich gesteckten Ziele gemeinsam übertreffen.

 

Redaktion: In den vergangenen Jahren hat Rhenus Road Freight in Nordrhein-Westfalen insgesamt vier große Logistikstandorte in Mönchengladbach und Gelsenkirchen sowie in Düsseldorf und Dinslaken hinzugekauft. Wie wollen Sie sich am Markt damit positionieren?

Thilo Meutzner: Die neuen NRW-Standorte sind wertvolle Gewinne für Rhenus – von der Organisationsstruktur über die Mitarbeitenden bis hin zum Produktportfolio. Mit Gelsenkirchen haben wir beispielsweise noch mehr Internationalität hinzugewonnen, mit Mönchengladbach ganz neue Möglichkeiten im Transport-Related Warehousing. Hier können wir im hohen Maße Güter lagern, die speziell für den Transport vorgesehen sind, und sie direkt in unser Stückgutnetzwerk einspeisen. Mit der Fusion von den Standorten in Düsseldorf und Hilden haben wir nun in Düsseldorf den größten Standort von Rhenus Road Freight geschaffen, der uns die Möglichkeit bietet, das gesamte Produkt- und Dienstleistungsportfolio abzubilden. Durch unser starkes Netzwerk und die hohe Niederlassungsdichte im Ballungsraum NRW haben wir nicht nur kurze Wege zu unseren Kunden, sondern auch eine gewisse Versorgungssicherheit. So konnten wir bereits coronabedingte personelle Engpässe an einzelnen Standorten abfangen und unseren Service durchgängig aufrechterhalten. Das bringt unseren Kunden Sicherheit.

 

Redaktion: Der Klimawandel, aber auch die politischen Ereignisse im vergangenen Jahr haben das Thema Energie noch stärker in den Fokus gerückt. Welchen Stellenwert haben Energieeffizienz und ein nachhaltiger Umgang mit den natürlichen Ressourcen im Unternehmen?

Thilo Meutzner: Nachhaltigkeit ist ein gesamtgesellschaftliches Thema und hat auch bei uns im Unternehmen eine große Bedeutung. Bei Rhenus Road Freight in Deutschland haben wir beispielsweise mit Düsseldorf und Gelsenkirchen bereits zwei Standorte, deren Immobilien mit Photovoltaikanlagen für die Erzeugung von Solarstrom genutzt werden. Wir prüfen nun, ob noch weitere Immobilien für PV-Anlagen genutzt werden können. Außerdem rüsten wir die wenigen Standorte, die noch keine LED-Beleuchtung haben, gerade auf diese um. LED-Beleuchtung verbraucht weniger Strom und kann über eine intelligente Steuerung noch sparsamer eingesetzt werden. Auch die Mitarbeitenden sollen stärker für das Thema sensibilisiert werden und eigene Ideen mit einbringen können. Konkret planen wir eine App, in der die Mitarbeitenden ganz unkompliziert auf digitalem Weg ihre Anregungen mit uns teilen können, beispielsweise wo wir Energie einsparen können oder wo ihnen Mängel an den Standorten auffallen, damit wir auch unsere Immobilien möglichst nachhaltig nutzen können.

 

Redaktion: Sind noch weitere nachhaltige Maßnahmen mit Blick auf die speditionellen Aufgaben geplant?

Thilo Meutzner: In diesem Jahr werden wir uns stärker mit dem Einsatz von E-Fahrzeugen für unseren Fuhrpark auseinandersetzen. Hier prüfen wir für unsere Standorte und beraten auch unsere Unternehmer, wo deren Einsatz sinnvoll sein kann. Das hängt zum einen von der benötigten Fahrleistung ab, zum anderen auch von der Ladeinfrastruktur. An vielen Stellen ist der Gesetzgeber gefragt, entsprechende Rahmenbedingungen für den Einsatz von E-Fahrzeugen zu schaffen, beispielsweise wenn es um den Transport von ADR-Gütern geht. Da wir als Rhenus Road Freight in Deutschland überwiegend keinen eigenen Fuhrpark haben, werden wir hier sehr eng mit unseren Unternehmern zusammenarbeiten und auch nötige Investitionen tätigen, um gemeinsam das Thema weiterzuentwickeln.

 

Redaktion: Sie kennen das Unternehmen bereits seit vielen Jahren. Mit welchen Maßnahmen möchten Sie Rhenus Road Freight prägen?

Thilo Meutzner: Grundsätzlich streben wir in Deutschland weiteres Wachstum an. Dafür entwickeln wir unsere Produkte kontinuierlich und können so unsere Kunden weiterhin von unserer Qualität und Flexibilität überzeugen. Ein konkretes Ziel ist es, unsere Stückgutprodukte so zu optimieren, dass wir tägliche Verkehre zwischen allen europäischen Depots gewährleisten können. Immer relevanter wird es aber auch, eine größtmögliche Transparenz zu schaffen, also den Kunden Informationen zu Sendungen jederzeit digital zur Verfügung zu stellen. Ein wichtiger Baustein ist hierbei das Transportmanagementsystem (TMS). Um Rhenus auf ein neues Level zu heben, sind wir derzeit in der Vorbereitungsphase für die Einführung eines neuen TMS. Wir setzen dabei auf die Expertise unserer Mitarbeitenden und führen aktuell eine Evaluierung durch, um die Anforderungen zu sammeln und ein optimales System zu entwickeln. Partizipation ist für uns ein bedeutender Faktor, denn der Erfolg des Unternehmens hängt maßgeblich von unseren Mitarbeitenden ab – von ihrer Expertise, ihren Impulsen und natürlich ihrer Motivation. Die Beteiligung an Entscheidungsprozessen kommt dabei ebenso zum Tragen wie ein wertschätzendes Arbeitsumfeld und gute Rahmenbedingungen. Beispielsweise ist es im Lager wichtig, das Stresslevel zu senken. Das schaffen wir durch die gezielte Optimierung und Automatisierung von Prozessen oder auch mithilfe von Arbeitsmitteln wie elektrisch betriebenen Flurförderzeugen mit Noise Reduction. Insgesamt hat sich die Arbeitswelt in den vergangenen Jahren stark verändert. Ich sehe unsere Rhenus-Familie mit ihrer Anpassungsfähigkeit, den flachen Hierarchien und kurzen Entscheidungswegen bestens aufgestellt.